Über mich: Tobias Meier

Wie ich zum AC-Training kam

2007. Starbucks, Friedrichstraße, Berlin. Es ist kurz nach 10 Uhr morgens. Ich sitze mit 8 anderen Kandidaten. Alle im Business-Dress, alle frustriert. Wir waren um 9 Uhr zum Assessment-Center bei Coca-Cola eingeladen. Jetzt, eine Stunde später, sind wir bereits wieder draußen und ausgeschieden. Lange Gesichter und Frust.

Was war passiert? Ich war extra früh angereist, hatte einen 6-Uhr-Zug genommen, den Weg zur Coca-Cola-Zentrale gefunden. Und dort als Erstes einen kognitiven Leistungstest bekommen. Mustererkennung, numerisches Schlussfolgern, 2 Tests à 20 Minuten. Ich saß diesem Test völlig unvorbereitet gegenüber und habe nach bestem Wissen und Gewissen versucht, die Aufgaben zu lösen.

Nach einer Viertelstunde kam die Auswertung: Zwei Kandidatinnen wurden in die nächste Runde eingeladen. Die anderen acht, darunter ich, wurden namentlich vorgelesen: "Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Es hat leider nicht gereicht." Eiskalt ausgeschieden. Die ganze Vorarbeit, die Anreise – alles umsonst.

Nach dem gemeinsamen Ausscheiden sind wir als Gruppe erstmal in den Starbucks unten an der Ecke gegangen und tauschten uns aus. Eine Kandidatin sagte: "Kein Wunder, dass die beiden weitergekommen sind. Die haben diesen Test gestern noch geübt." Ich fragte: "Wie bitte? Woher wussten die das?" Sie erklärte mir: "Die haben gut recherchiert. In irgendeinem Forum stand, welche Art von Tests bei Coca-Cola eingesetzt wird. Die haben sich gezielt am Vorabend drauf vorbereitet."

Die beiden hatten nicht die Musterlösung gekannt. Aber sie wussten, welche Arten von Aufgaben abgeprüft werden und hatten diese Art von Test ganz bewusst vorher geübt. Während ich auf diesen speziellen Test völlig unvorbereitet war, hatten sie die Denkweise bereits verinnerlicht. Das war kein Cheating. Das war kluge Vorbereitung.

In diesem Café fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die beiden Kandidatinnen hatten Informationen, die ich nicht hatte – und konnten sich punktgenau darauf vorbereiten.

Ein paar Wochen später hatte ich mein Assessment-Center bei Unilever, meinem Wunscharbeitgeber Nummer 1. Darauf habe ich mich vorbereitet wie noch nie in meinem Leben. Ich recherchierte typische Interviewfragen und überlegte mir individuell passende Antworten. Ich wusste, dass ein Rollenspiel mit Mitarbeitergespräch kommen würde. Also überlegte ich mir meine Strategie dafür. Ich wusste, dass eine Gruppendiskussion geplant war. Deshalb überlegte ich mir, wie ich mich dort präsentieren wollte und wie sich das in den Aufgaben gut zeigen lässt.

Das Ergebnis: Ich habe das Assessment-Center bestanden und 9 Jahre als Führungskraft bei Unilever, einem der weltgrößten Konsumgüterunternehmen der Welt, gearbeitet. Der Schock des Coca-Cola ACs saß tief – und wurde zum Grundstein für meinen Erfolg im nächsten Assessment-Center, für meine Konzernkarriere bei Unilever und für die Assessment Center Academy, in der ich heute arbeite.

An diesem Tag in Berlin wurde mir klar: Assessment-Center sind kein unlösbares Rätsel. Sie sind ein Wettkampf, auf den man sich strukturiert vorbereiten kann. Und wie bei jedem Wettkampf entscheidet die Vorbereitung weit mehr über den Ausgang als die Form am Tag selbst.

Und genau diese Erkenntnis ist heute der Kern meiner Arbeit: Ich zeige Führungskräften, wie sie sich systematisch auf ihr Assessment-Center vorbereiten – strukturiert, praxisnah und mit klarem Plan..