Gruppendiskussion im Assessment Center

Die Gruppendiskussion ist ein fester Bestandteil fast jeden modernen Assessment Centers. Dabei werden alle Teilnehmer des ACs gleichzeitig getestet und interagieren direkt miteinander. Das ermöglicht den Beobachtern den direkten Vergleich der Teilnehmer miteinander, und lässt gleichzeitig einen sehr guten Rückschluss auf die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten jeden einzelnen Bewerbers zu.

Bei der Gruppendiskussion sitzen in der Regel alle Teilnehmer (meist 4-8) an einem Tisch, und diskutieren innerhalb einer vorgegeben Zeit (meist 15-30 Minuten) zu einem vorgegebenen Thema. Die Zielsetzung variiert von Assessment Center zu Assessment Center. Dabei kann man zwei Arten unterscheiden: kooperativ-orientierte und konflikt-orientierte Gruppendiskussionen.

Bei den kooperativ-orientierten geht es darum, sich als Gruppe zu einigen, z.B. auf ein weiteres Vorgehen, eine Rangfolge oder eine Entscheidung. Bei den konflikt-orientierten Gruppendiskussionen geht es darum, seinen eigenen Standpunkt gegenüber dem der anderen durchzusetzen. Dabei gibt es einen oder mehrere “Gewinner” sowie “Verlierer”, die ihren Standpunkt nicht durchbringen können. Die meisten Gruppendiskussionen sind kooperativ-orientiert, da man hier am Besten die heutzutage wichtigen sozialen und kommunikativen Eigenschaften beobachten kann.

Gruppendiskussion
In der Gruppendiskussion geht es neben der Argumentation und dem Durchsetzungsvermögen auch ums Soft Skills wie aktives Zuhören und Teamfähigkeit.

In beiden Formen der Gruppendiskussion gibt es unterschiedliche Standpunkte, die jeweils vorgestellt, abgewogen und diskutiert werden müssen. Entweder werden die Standpunkte durch ein Briefing vorgegeben (“Argumentieren Sie für den Bau der neuen Fabrik.”) oder der Kandidat muss seinen Standpunkt selbst definieren (“Versuchen Sie, die anderen von Ihrer Meinung zu überzeugen.“).

Vor der eigentlichen Diskussion haben die Teilnehmer Zeit, sich vorzubereiten. Üblicherweise gibt es neben der Vorgabe des Themas auch Hintergrunddetails, manchmal Briefings zu dem zu vertretenden Standpunkt, oder aber Informationen, um selbst ein Urteil fällen zu können. Auch die eigene Meinungsfindung kann in der Gruppendiskussion ein entscheidender Faktor sein, der von den Beobachtern beurteilt wird. Daher sollte der eigene Standpunkt auch unabhängig von der Diskussion ein für das Unternehmen sinnvoller sein, den Du verteidigen kannst. Die Vorbereitungszeit dauert in den meisten Assessment Centern 15-30 Minuten.

Da die Gruppendiskussion sehr schnell abläuft und die Teilnehmer sehr engagiert ihre Punkte darlegen und verteidigen, ist die Beurteilung für die Beobachter sehr anstrengend. Daher gibt es bei dieser Übung in der Regel eine Zuweisung jeden Beobachters auf einen Kandidaten, maximal auf zwei Kandidaten. So wird sichergestellt, dass über das Verhalten jeden Bewerbers ein detailliertes Bild vorliegt, und nicht alle Beobachter von einem besonders dominanten Bewerber abgelenkt sind. Das ermöglicht den Beobachtern auch, Dein Verhalten in Zuhör-Phasen zu beurteilen.

Für die Gruppendiskussion kannst Du Dir – unabhängig vom inhaltlichen Thema – bereits im Vorfeld eine Strategie überlegen. Die Definition von Kriterien wie Effektivität (“bestes Kosten-Nutzen-Verhältnis”) gleich zu Beginn der Diskussion macht es für Dich einfach, Deine Einschätzung zu verteidigen, und für die anderen Teilnehmer sehr schwierig, dagegen zu argumentieren. Natürlich müssen die Kriterien so gewählt sein, dass sie objektiv Sinn machen. Der Vorteil für Dich dabei ist, dass Du Dir diese Argumentationslinie bereits in Deiner Vorbereitung mit vielen Details vorbereiten kannst, und das Resultat, zu dem Du gelangst, auch auf diesen Kriterien basiert. Es wird der Gruppe leichter fallen, objektiv nachvollziehbaren Kriterien zuzustimmen, also dem Resultat selbst. Mit der Argumentationsstrategie hast Du also sehr gute Karten, erfolgreich aus der Gruppendiskussion zu gehen.

Leider kursieren in Ratgebern und im Internet zu Gruppendiskussionen einige gut gemeinte, aber falsche Tipps. Dazu gehören z.B. als erster zu sprechen, oder – falls jemand anders schneller ist – als Zeitnehmer zu agieren. Nun stell Dir vor, dass von acht sehr guten Teilnehmern im Assessment Center sechs genau diesen Tipp gelesen haben und nun probieren, als erster das Wort zu ergreifen oder zumindest Zeitnehmer zu sein. Sechs Personen würden gleichzeitig, gleich am Anfang auf Konfrontation gehen und versuchen sich gegen die anderen durchzusetzen. Und zwar nicht inhaltlich, sondern nur um eine Reihenfolge einzuhalten! Damit qualifizieren sich die Teilnehmer, die sich darauf einlassen schon in den ersten Minuten. Und noch schlimmer, sie haben noch nicht mal eine alternative Diskussionsstrategie.

Gruppendiskussion
In der Gruppendiskussion punktet man durch eine überzeugende Argumentation für den eigenen Standpunkt, aber auch durch aktives Zuhören und die Einbindung aller Teammitglieder.

Von diesen “Tipps” raten wir Dir dringend ab. Wenn sonst niemand das Wort ergreift, ist es überhaupt kein Problem als Erster zu sprechen. Das kann Dir auch positiv ausgelegt werden, worauf es diejenigen, die unbedingt als Erster sprechen möchten, auch anlegen. Aber es ist nicht per se ein Vorteil, denn die Beobachter wissen auch, dass von mehreren guten Teilnehmern nur einer als Erster sprechen kann, und legen die Reihenfolge der Redebeiträge nicht als Nachteil aus. Nur zu einer Pause sollte es direkt am Anfang nicht kommen. Da sehr viele die oben genannte, falsche Strategie des Zuerst-Sprechens verfolgen, empfehlen wir Dir, diese Personen ruhig zuerst ihren Standpunkt machen zu lassen. Bereits in der ersten Minute kannst Du so bereits durch Aktives Zuhören punkten und Dich durch Ruhe und Gelassenheit von der Masse abheben.

Auch vom Zeitnehmen raten wir Dir ab. Das ist eine rein administrative Aufgabe, mit der Du Dir in der Regel keinen Vorteil verschaffst. Wenn niemand bewusst die Rolle übernimmt und die Zeit der Diskussion fast zu Ende ist, kann es ein Vorteil sein, als Einziger darauf hinzuweisen, dass die Gruppe zu einem Ergebnis kommen muss. Dies zur formellen Rolle zu stilisieren ist aber nicht notwendig und zeigt eher deutlich den Mangel einer inhaltlichen Strategie.

Unsere Empfehlung für Deine Gruppendiskussion ist somit, in der ersten Minuten zuerst zwei oder drei (an welcher Stelle Du Dich als erstes beteiligst ist nicht wichtig) andere Teilnehmer zu Wort kommen zu lassen (diese drängen ohnehin deutlich nach vorne), ihnen aufmerksam und aktiv zuzuhören, und dann gelassen Deinen eigenen Standpunkt anzuführen. Dabei solltest Du auf das bereits Gesagte eingehen und aufbauen. Wenn Du dabei der erste bist, der sich inhaltlich auf die Standpunkte der anderen bezieht, kann das durchaus von Vorteil sein. Aber auch wenn das die anderen bereits getan haben, solltest Du Dich regelmäßig auf bereits Gesagtes beziehen, in dem Du ihm zustimmst, oder gut begründet widersprichst.

Du solltest bei Deiner eigenen Argumentation immer einem Grundgerüst folgen, dass Du Dir im Vorfeld für das Thema zurechtgelegt hast. Z.B. kann das das Einführen von Kriterien sein, nach denen Du Deine Entscheidung getroffen hast. An Hand dieser Kriterien kannst Du auch die Standpunkte und Ideen der anderen bewerten, und die Gruppe kann auch über Deine Kriterien diskutieren. Wenn das passiert, hast Du effektiv die Diskussion der Gruppe gesteuert, und ist meist sehr positiv. Wenn die Kriterien gut gewählt waren, kannst Du damit Deine eigenen Ideen erläutern und durchsetzen.

Bei einer Gruppendiskussion im Assessment Center kommt es weniger auf das Ergebnis, als den Weg dahin an. Es ist besser, einen Teil des eigenen Standpunktes aufzugeben und sich auf einen Kompromiss einzulassen, als seinen eigenen Standpunkt um jeden Preis durchzubringen. Die Beobachter achten darauf, ob Du andere von Deinen Ideen überzeugen kannst, aber auch, wie Du das tust. Wenn Du Deinen Punkt anderen aufzwingst, wird Dir das fast immer negativ ausgelegt werden. Auch schwächere Gruppenmitglieder nach ihrer Meinung zu fragen und einzubeziehen, oder eine gute Idee eines Teilnehmers als solche anzuerkennen gehören dazu. Dein Mindset sollte in der Gruppendiskussion immer kooperativ sein und Du solltest das gemeinsame Interesse an einer guten Lösung betonen und versuchen Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.

Am Ende zählt, wie Du in der Gruppe an einem Ergebnis mitgearbeitet hast und wie sehr Du auf die anderen Teilnehmer der Gruppendiskussion eingegangen bist. Natürlich ist es von Vorteil, wenn Du die Gruppe von Deiner Meinung hast überzeugen können. Dies ist aber immer nachgelagert zu einem fairen und ausgeglichenen Entscheidungsweg der Gruppe, den Du aktiv mitgestalten solltest. Ein gutes Abschneiden in der Gruppendiskussion ist im Assessment Center besonders wichtig, da das eine der wenigen Übungen ist, in der die Beobachter Dich direkt mit den anderen Teilnehmern vergleichen können.

Iin unseren Kursen findest Du mehrere Übungsaufgaben zur Gruppendiskussion, die Dich sehr gut vorbereiten kannst.

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